Heut kam zu mir ein wundersamer Traum:
Ich war allein auf weitem Wüstenraum,
Da bildete, von Nebelduft umwallt,
Sich eines Mädchens freundliche Gestalt.
Beklommen Herzens wich ich scheu zurück,
Da traf voll Mitleidsgüte mich ihr Blick.
Und als ich dankend ihr ins Auge sah,
Wie hell und schön, wie leuchtend ward es da!
Ein Freudenschauer drang ins Leben ein,
Ein großes Wunder wandelte das Sein:
Das Grau des Himmels ward zum reinen Blau,
Die Wüste, plötzlich ward sie Blumenau,
Und droben sang der Frühlingsvogel Chor,
Und huldigend stieg Blumenduft empor –
Dein Auge aber, hehr am Himmelszelt
Als Sonne schien es über alle Welt.
Ich wachte auf. Die Nacht war schön und lind;
Nur flüsternd hauchte seinen Gruß der Wind;
Durch hohe Tannen glänzte Stern um Stern,
Des Baches Murmeln flüsterte von fern,
Und eines Heimchens Zirpen klang im Haus.
Ich blickte still zur Sommernacht hinaus.
Ferdinand Ernst Albert Avenarius